WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN|| KULTUR|| Kritische Erdoğan-Zeichnung sorgt in Deutschland für Wirbel

WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN || KULTUR || VON ARNDT ZINKANT || ERÖFFNUNG || KRAMERAMTSHAUS MüNSTER || AM DONNERSTAG, DEN 13. FEB. 2020, UM 18:00 UHR ||

 

Sechs Künstler zeigen ihre Arbeiten im Haus der Niederlande

Friedlich, vielseitig, farbenprächtig

Von Arndt Zinkant

MÜNSTER. „Wir wollten, dass 2020 friedlich startet“, sagt Türkan Heinrich, die Koordinatorin von Kaktus Münster e.V. „Aber bleibt Münster auch Friedensstadt?“ Die Ausstellung im Krameramtshaus jedenfalls wirkt auf den Besucher friedlich, vielseitig und farbenprächtig. Da grüßen rechts neben dem Eingang gegenständliche Impressionen von Köln oder Baku, die Ofelia Imanova gemalt hat. Zur linken Hand sieht man nicht minder farbsatte Abstraktionen von Evelyn Ocón. Insgesamt sechs Künstler und Künstlerinnen zeigen ganz unterschiedliche Stile, welche durch geschickte Hängung ästhetisch zusammenfinden. Wie das ging? „Wir haben als Verein ein sehr gutes Netzwerk“, lächelt Türkan Heinrich.

 

Ein Bild ist nicht zu sehen

Beim Presserundgang sind neben Andreas Ermeling und Kim Wessel vom Kulturamt auch zwei der sechs Künstler anwesend. Schnell kommt das Gespräch auf ein Bild, das in Münster gar nicht zu sehen ist. Es stammt von dem Kurden Ali Zülfikar und zeigt Recep Tayyip, Erdoğan, den türkischen Präsidenten. Riesenformatig hat der Künstler ihn dargestellt, die Augen von einer Sonnenbrille verdeckt, in der rechten Hand einen blutbefleckten Koran. Prompt wurde sein Werk bei einer Ausstellung in Linz am Rhein 2018 zensiert, erzählt Zülfikar – der Erdoğans Konterfei kurzerhand umgekehrt aufhängte, mit dem Gesicht zur Wand.

Zülfikar-Porträts bekommt man im Krameramtshaus ebenfalls zu sehen. Das größte zeigt Memet Akbas, einen kurdischen Sänger. Daneben traurig-ausdrucksvoll: Frida Kahlo. Für diese Ausdruckskraft braucht Ali Zülfikar nichts als einen Bleistift – das unverzichtbarste Utensil aller Kunst. Und seine Bleistift-Porträts müssen sich nicht wie sonst mit Papier begnügen, sondern werden auf Leinwand gebannt. Darauf wirkt die „sandig-moosige“ Hautstruktur noch intensiver.

Die Struktur der Skulpturen von Kristian Niemann wirkt dagegen eher ätherisch, dem Baumberger Sandstein zum Trotze. Dieser ist für Niemann eine Referenz an die in der Renaissance wirkende Münstersche Steinmetz-Familie Brabender und an Münster allgemein. Zehn seiner abstrakten Arbeiten bereichern die Ausstellung im Zentrum des Raumes. Die unverkäuflichen gemalten Abstraktionen des 2005 verstorbenen Osman Polat stehen ohne Titel für sich. Die seiner Schülerin Evely Ocón tragen Titel wie „Freude“ oder „Kontinent in Flammen“. Und von Ildirim Sultanov gibt es in der Ausstellung eine kleine Installation mit zig ausgedrückten kleinen Farbtuben. Auch „Farben des Weltfriedens“ müssen schließlich irgendwo herkommen.

 

Die Ausstellung wird am heutigen Donnerstag, 13. Februar, um 18 Uhr offiziell im Haus der Niederlande eröffnet.